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Der Friedenswald in Karben

“Feldgottesdienst” auf dem Friedhof in Klein-Karben – ein ganz besonderer Gottesdienst zum Volkstrauertag, 17. November 2019 

„570 Bäume erinnern ab heute an die Ermordeten und Getöteten aus den Ortsteilen Karbens während des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges.

Für jedes Opfer wurde ein Baum gepflanzt.“

Mit diesen Worten begrüßte Pfarrer Werner Giesler die Gemeinde in der prall gefüllten Trauerhalle auf dem Friedhof in Klein-Karben.
Auf Initiative von Stephan Kuger (Evangelische Kirchengemeinde Rendel) hatten Vertreter*innen der Evangelischen Kirchengemeinden Karbens, des Geschichtsvereins, der Initiative Stolpersteine, der Kurt-Schumacher-Schule und der Stadt Karben die Gedenkfeier zum Volkstrauertag vorbereitet.

In eindrücklichen Szenen inszenierte die Theatergruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Klein-Karben nicht nur den Beginn des Zweiten Weltkrieges sondern auch das Leben von Erwin Schilling aus Klein-Karben, der 1940 in die Wehrmacht eingezogen wurde und am 8. April 1944 in Russland starb.

In der Predigt ging Vikar Kristian Goletz darauf ein, wie dringend notwendig es heute wieder ist, sich gemeinsam als Christ*innen und Demokrat*innen entschieden gegen Rassismus, Faschismus und Antisemitismus zur Wehr zu setzen.

Die Bitte um Frieden durchzog den gesamten Gottesdienst.

Im Anschluss daran wurde bei der Gedenkfeier das neue Mahnmal eingeweiht. Nachdem Initiator Stephan Kuger die Gäste begrüßte, wies Bürgermeister Guido Rahn in seiner kurzen Ansprache darauf hin, dass in Anbetracht der heutigen Kriege ein Kriegsgedenken weiterhin notwendig sei.
Pfarrer Werner Giesler beschrieb die Familiengeschichte der Familie Schneider aus Klein-Karben. Um zu verhindern, dass auch der letzte Sohn in die Wehrmacht einberufen wurde, nahm sich der 64jährige Landwirt Philip Michael Schneider das Leben. Nur dadurch konnte der Hof auf seinen Sohn übergehen, was diesen zunächst vor dem Kriegsdienst bewahrte.

Als Herzstück der Gedenkfeier wurden von Schüler*innen der Kurt-Schumacher-Schule die Namen aller 570 Toten aus Karben verlesen. Ermordete Juden, gestorbene Zivilisten und gefallene Soldaten.

Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkfeier von einem Bläser-Ensemble der Kurt-Schumacher Schule, das den widrigen Wetterbedingungen trotzte.

Im Laufe der nächsten Jahre wird die Gedenkstätte, in deren Mitte eine Tafel alle Namen der Toten aufführt, als lebendiges Mahnmal weiter wachsen und eine beständige, sichtbare Warnung vor den Folgen von Menschenverachtung und Rassismus, von Antisemitismus und Faschismus sein.

Vikar Kristian Goletz

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